Wohngebäudeversicherung einfach erklärt:

Wert 1914, Unterversicherung & gleitender Neuwertfaktor


Eine Wohngebäudeversicherung ist für Hausbesitzer wie ein Airbag: Man hofft, sie nie zu brauchen, aber im Ernstfall schützt sie vor existenziellen finanziellen Folgen. Ob Brand, Sturm, Hagel oder Leitungswasserschaden, ohne diese Versicherung kann ein Schaden am eigenen Haus schnell Hunderttausende Euro kosten.

Doch viele Eigentümer wissen gar nicht genau, wie die Versicherungssumme eigentlich berechnet wird, warum dabei von “1914” die Rede ist, was der gleitende Neuwertfaktor ist, oder welche Folgen eine Unterversicherung haben kann. Dieser Beitrag bringt Licht ins Dunkel!

2. Was ist eine Wohngebäudeversicherung?

Die Wohngebäudeversicherung sichert Schäden am physischen Gebäude ab. Also an Wänden, Dach, Fundament, eingebauten Küchen, Heizungen, Türen, Fenstern und oft auch an Carport, Garage oder Gartenmauer.

Versichert sind in der Regel folgende Gefahren:

  • Feuer (z. B. Blitzschlag oder Brand)
  • Leitungswasser (z. B. geplatzte Rohre)
  • Sturm & Hagel
  • Optional: Elementarschäden (Überschwemmung, Erdrutsch, Schneedruck)

Tipp: Achte darauf, welche Bausteine dein Tarif enthält und ob z. B. auch Photovoltaikanlagen oder Nebengebäude mitversichert sind.

3. Warum wird nach dem Wert 1914 gerechnet?

Die Berechnung der Versicherungssumme erfolgt häufig auf Basis des sogenannten „Werts 1914“. Das mag erstmal verwirrend klingen, hat aber einen guten Grund:

Infobox: Was ist der „Wert 1914“?

Der Wert 1914 ist ein fiktiver Bauwert und beschreibt, was ein Gebäude im Jahr 1914 gekostet hätte, bei gleicher Bauart und Ausstattung. Warum 1914? Weil dieses Jahr das letzte inflationsfreie Jahr in Deutschland vor den Weltkriegen war. Es dient als einheitlicher Bezugswert zur Berechnung des Neuwertes mit heutiger Kaufkraft.

4. Der gleitende Neuwertfaktor: So wird der Wert „aktuell gemacht“

Damit der Wert 1914 auch heute noch nutzbar ist, wird er jedes Jahr mit dem „gleitenden Neuwertfaktor“ multipliziert. Dieser Faktor wird jährlich vom Statistischen Bundesamt auf Basis der Baupreis- und Lohnentwicklung berechnet.

Beispielrechnung:

  • Wert 1914: 20.000 Mark
  • Gleitender Neuwertfaktor (2025): z. B. 22,0
  • Versicherungssumme (Neuwert): 440.000 €

Vorteil: Dein Gebäude ist automatisch zum aktuellen Neuwert versichert, auch wenn sich Baupreise und Löhne ändern.

5. Was bedeutet Unterversicherung?

Eine Unterversicherung liegt vor, wenn die vereinbarte Versicherungssumme unter dem tatsächlichen Wiederaufbauwert des Gebäudes liegt.

Beispiel: Unterversicherungsfalle

  • Tatsächlicher Neubauwert: 500.000 €
  • Versicherungssumme: 300.000 €
  • Du bist nur zu 60 % versichert!

Bei einem Teilschaden von 100.000 € würdest du nur 60.000 € bekommen, weil du 40 % unterversichert bist. Den Rest müsstest du selbst zahlen.

6. Was ist der Unterversicherungsverzicht?

Der Unterversicherungsverzicht ist ein wichtiger Sicherheitsmechanismus: Die Versicherung verzichtet im Schadenfall darauf, zu prüfen, ob du unterversichert bist, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Voraussetzungen für den Verzicht:

  • korrekte Ermittlung des Werts 1914

z. B. durch:

  • Wohnflächenmodell des Versicherers
  • Sachverständigen-Gutachten
  • Ausfüllen eines detaillierten Fragebogens

Wenn du diese Anforderungen erfüllst, zahlt der Versicherer im Schadenfall vollständig, selbst wenn die ermittelte Summe später zu niedrig gewesen wäre.

7. Warum ist eine Unterversicherung so gefährlich?

  • Du trägst bei jedem Schaden einen Teil selbst
  • Die Versicherung kürzt proportional, auch bei kleinen Schäden
  • Gerade bei Totalschäden (Brand!) kann der finanzielle Verlust existenzbedrohend sein

Der Unterversicherungsverzicht schützt dich genau davor und ist daher ein entscheidendes Qualitätsmerkmal jeder guten Wohngebäudeversicherung.

8. Praxisbeispiel: Familie Müller und das Sanierungsproblem

Familie Müller hat 2015 ein Haus versichert. 2022 bauen sie eine neue Wärmepumpe, ein Carport und einen Wintergarten an, melden das aber nicht ihrer Versicherung. 2024 brennt der Wintergarten durch einen elektrischen Defekt komplett ab.

Der Gutachter stellt fest: Das Gebäude ist nun 25 % mehr wert als bei Vertragsbeginn, aber die Versicherungssumme wurde nie angepasst.

Folge: Der Schaden wird nur anteilig ersetzt. Hätte Familie Müller regelmäßig den Vertrag angepasst oder einen Unterversicherungsverzicht vereinbart, wäre das nicht passiert.

9. Checkliste: So bist du optimal abgesichert

  • Wert 1914 korrekt ermitteln (ggf. durch Versicherung oder Gutachter)

  • Gleitender Neuwertfaktor wird jährlich angepasst

  • Unterversicherungsverzicht im Vertrag bestätigen lassen

  • Nach jedem Umbau oder Anbau die Versicherung informieren

  • Elementarversicherung prüfen (z. B. gegen Starkregen und Überschwemmung)

  • Tarife vergleichen, nicht nur nach Preis, sondern auch nach Leistung!

10. Fazit

Die Wohngebäudeversicherung schützt dein Zuhause. Aber nur, wenn die Versicherungssumme auch stimmt. Begriffe wie Wert 1914, gleitender Neuwertfaktor und Unterversicherungsverzicht sind keine trockenen Theoriethemen, sondern entscheidend für deine finanzielle Sicherheit im Ernstfall.

lass deine Versicherung regelmäßig prüfen und achte auf eine dynamische Anpassung. Noch besser: Setz auf Tarife mit Unterversicherungsverzicht, für maximale Sicherheit.